Romreise vom 23. -  27. September 2023
Reisebericht

Einleitung

Alles begann mit einer Idee von Toni Scherrer aus dem zweiten Bass. Er gelangte an den Vorstand mit dem Vorschlag, eine mehrtägige Reise nach Rom mit dem ganzen Club durchzuführen. Toni diente selber als Gardist und hatte gute Kontakte in den Vatikan, was allenfalls einen Auftritt in einer Kirche ermöglichen würde. Etwas ähnliches habe bereits die Harmonie Töss vor Jahren durchgeführt. Angestichelt von dieser Idee machte ich eine Umfrage im Verein, wer denn für eine solche Reise zu haben ist und dafür auch einiges an Kosten auf sich nehmen will. Es zeichnete sich schnell ab, dass sich eine genügend grosse Delegation dafür bereit erklärte.

Planung

Bald darauf lag auch schon ein provisorischer Reiseplan zur Verfügung, welcher 5 Tage Aufenthalt inklusive An- und Abreise sowie verschiedenen Transportvarianten beinhaltete. Da einige Mitglieder einen Flug kategorisch ausschlossen, standen noch der Zug oder ein Reisecar zur Debatte. Da wir die Teilnahme auch unseren Passivmitgliedern anboten, konnten wir einen Reisecar füllen und die Reisekosten weiter senken.

Vorstellung der Idee an der GV

An der Generalversammlung stellte ich dann das detaillierte Reiseprogramm, dass sich aber gegenüber dem ersten Vorschlag kaum verändert hatte, vor. Toni konnte zwischenzeitlich die Teilnahme an der Messe des heiligen Bruder Klaus, ein Schutzpatron der Schweizer Garde, organisieren. Zudem war der Besuch an der Generalaudienz des Papstes am letzten Tag vorgesehen. Dass wir bei dieser Reise allenfalls den Papst sehen würden, brachte Sergio schon kaum zum Staunen heraus. Allerdings können solche Audienzen auch kurzfristig wieder abgesagt werden und diverse Programmpunkte waren auch noch nicht bestätigt. Die Vorfreude auf die Reise war jedoch definitiv entstanden. Es wurden Verträge mit unserem Carunternehmer abgeschlossen und Beat Ludwig, ein ehemaliges Aktivmitglied des Jodelclub Wülfingen stellte sich unentgeldlich als Chauffeur zur Verfügung, was die Reisekosten nochmals deutlich senkte.

Abreise am Samstag, 23. September 2023

Um 6 Uhr trafen sich die 34 angemeldeten Personen am Lindenplatz in Wülflingen. Der Car war auch schon da und die vorgängig gekühlten Getränke wurden in den Kühlschrank gelegt. Zur gleichen Zeit meldete sich Sergio telefonisch bei mir, er hatte mit Harry dessen Abholung an seinem Wohnort vereinbart. Nun öffnete aber niemand und das Haus war komplett dunkel. Es vergingen weitere 10 Minuten, bis auch Harry erwachte, er hatte bis 5 Uhr durchgemacht und wollte direkt ohne Schlaf auf den Car, was aber nicht wie geplant funktionierte und er wie auch der Rest seiner Familie in einen Tiefschlaf verfielen. Mit einer Verspätung von 15 Minuten konnten wir dann in Winterthur losfahren. Es folgte eine entspannte Fahrt bis Chiasso, wo unser erster Chauffeur Urs Boss dann das Steuer an Beat Ludwig übergab. Urs fuhr dann mit dem Zug zurück nach Winterthur und Beat Ludwig als alleiniger Chauffeur nach Rom. Gegen 19:45 Uhr kamen wir in unserem Hotel an, wobei wir noch die falsche Abfahrt beim Olympiastadion erwischten und in einem total mit Autos verstopften Quartier mit engen Gassen landeten. Wir mussten wenden, fanden aber keinen Platz dafür. An einer nicht weniger verstopften Kreuzung setzte Beat dann den Rückwärtsgang ein und ich stellte mich auf die Kreuzung und wies die wenig toleranten Autofahrer an, auf die Seite zu fahren. So wendete Beat das 10 Meter lange Gefährt seidenglatt und wir konnten die restliche Strecke ohne weitere Hindernisse bewältigen.

Im Hotel angekommen empfing uns Frowin Bachmann, ein ehemaliger Offizier der Schweizer Garde und eigentlicher Organisator der Romreise. Wir bezogen unsere Zimmer, verstauten das Gepäck und trafen uns wenig später zum Abendessen in einem benachbarten Restaurant. Angefangen hat dieses mit einem Teller Muscheln, Antipasti, Trockenfleisch, Pizza und Bruscetta. Dann folgten zwei verschiedene Pastateller, wobei die meisten schon nach dem ersten Teller keinen Hunger mehr hatten. Als Hauptgang gab es noch Fleisch und anschliessend einen Dessert. Nur auf den Cafe mussten wir verzichten, da die Maschine durch die fortgesetzte Abendstunde bereits gereinigt war.  Wer noch mochte, ging mit Frowin an den stimmungsvoll ausgeleuchteten Petersplatz, wo wir noch ein kleines Ständchen vor den anwesenden Touristen anstimmten.

Sonntag, 24. September 2023

Glücklicherweise konnten wir am Sonntag etwas ausschlafen und uns von der Anreise gut erholen. Das Frühstücksbuffet war reichhaltig und liess keine Wünsche offen. Um 9:30 Uhr liefen wir zur nahen U-Bahn-Station, wo wir die Metro zum Colloseum nahmen. Frowin rüstete uns mit Funkempfängern und Kopfhörer aus, womit er die grosse Gruppe gut lenken konnte. Die Hauptaufgabe in der Metro lag darin, sich nicht von den vielen Bettlern bestehlen zu lassen. Dank unserer Aufmerksamkeit war das aber auch kein Problem und schon bald waren wir bei der U-Bahn- Station Colloseum angekommen. Beim Verlassen dieser steht man direkt vor der noch intakten Nordfassade des Colloseum, was sehr eindrücklich war. Dort empfing uns Andrea, eine in Rom lebende Schweizerin, welche uns als Touristenführerin durch das alte Rom und die Altstadt führt. Vorbei am Colosseum  ging es zum Forum Romanum, dem Atrio della liberta, zur Piazza del Camidoglio, ein von Michelangelo entworfener Platz zwischen dem Palazzo Nuovo und dem Palazzo die Conservatori. In der Altstadt angekommen kamen aber die eigentlichen Interessen einzelner Reiseteilnehmer an den Tag. So waren einige schon vor dem Mittagessen so durstig, dass im Kiosk noch ein Bier gekauft wurde, die Elektriker unter uns erstaunten sich an einem ungesicherten Sicherungskasten mit ziemlich dicken Stromleitungen, welche sich kaum jemand anzufassen getraute.

Das anschliessende Mittagessen im Ristorante Al Boschetto brachte wieder römische Verhältnisse in Anzahl und Menge der Speisen mit sich. Tischwein aus Krügen, Salat und Pasta als Vorspeisen und ein Saltimbocca als Hauptgang. Zum Abschluss natürlich ein Dessert und Café, was alles schon im Pauschalpreis inbegriffen war.

Danach ging die Stadtführung vorbei am Trevi-Brunnen und der Piazza della Maddalena, wo sich eine weitere Gruppe, darunter der Schreibende, von der Tour löste und seinen grossen Durst stillen sollte. Zum Glück gab es beim dortigen Restaurant Bierkrüge in haushaltsüblicher Grösse (1 Liter), wobei natürlich jeder einen solchen bestellte. Nachdem dieser ausgetrunken und bezahlt war, traf man sich an der Piazza Novana zum weiteren Apéro, der Abend war dann zur freien Verfügung. Nach einem weiteren gediegenen Abendessen «à la Carte», die Abendstunde war schon etwas fortgeschritten, war die Gruppe hin und hergerissen, ob sie nun den Nachhauseweg antreten oder noch etwas länger ausgehen will. Zum Glück führte der Nachhauseweg an der Tiber vorbei, an dessen Ufer von weitem hörbar wohlwollende Klänge einer recht abgefahren Coverband ertönte und das Flussufer von diversen Bar-Zelten geschmückt waren. Die Band zeigte sich sichtlich erleichtert, als wir uns zu ihnen gesellten, verdoppelten die 10 Jodlerinnen und Jodler doch die Zuschauerzahl sofort. Die Stimmung machte die selbe Erfolgskurve mit und so liessen wir den Abend bei bekannten Songs, kaltem Bier, noch kälterer Luft (wir waren immer noch im T-Shirt unterwegs) und mit einer einzigartigen Kulisse im Hintergrund, die hell erleuchtete Engelsburg, ausklingen.

Nachdem die Band dann ihr Engagement beendete, traten wir den Nachhauseweg an, wobei einige dann die ganze Breite des Trottoirs ausnutzten, so schwankend war deren Gang. Irgendwie haben wir es dann noch ins Hotel geschafft und wir legten uns zufrieden in unser Bett.

Montag, 25. September 2023

Es ging diesen Morgen etwas früher los, hatten wir doch ein ambitioniertes Programm vorgesehen und es galt heute, einen grossen Auftritt bei der Schweizer Garde zu tätigen. Erstmals ging es aber zu den Vatikanischen Museen, Gärten und ein Besuch in der sixtinischen Kapelle. Einige verzichteten auf diese Tour, was unseren Reiseleiter Frowin Bachmann erfreute, da nur 30 Personen diese besuchen konnten, ansonsten hätte man für dreissig weitere einen Eintritt zahlen müssen. Da auch ich darauf verzichtete (ich hatte die Museen und die Kapelle erst vor zwei Jahren besucht), kam ich in Genuss einer privaten Führung von Frowin Bachmann durch die vatikanischen Gärten. Dabei konnte er eindrücklich aus seiner Karriere als Offizier bei der Schweizer Garde und seinen Erlebnissen mit dem Papst und den Gästen aus aller Welt, aber auch spannende Details zu den Monumenten und Statuen in den Gärten erzählen. Dabei trafen wir auch auf den Rest der Reisegruppe, welche die Gärten ebenfalls bewundern durften und anschliessend das Vergnügen hatten, die wunderbaren Fresken in der Sixtinischen Kapelle bewundern zu dürfen. Die Ruhe in der Kapelle wurde einzig dadurch gestört, dass eine Lautsprecherdurchsage in 10 verschiedenen Sprachen die Leute darauf hinwies, ruhig zu sein. Nach der zweiten (und letzten) individuellen Verpflegung ging es zurück ins Hotel, um unsere Trachten anzuziehen. Diese brauchten wir für den Gottesdienst mit der Garde. Zuvor trafen wir uns jedoch am Obelisken beim Petersplatz für eine Besichtigung des Petersdoms, geführt von Frowin Bachmann. Auf dem Platz sangen wir spontan ein Lied, natürlich unter Beobachtung unzähliger Touristen aus der ganzen Welt. Nachdem wir eine Sicherheitskontrolle passiert hatten, fanden wir uns auch schon vor der grossen Portalen der päpstlichen Basilika. Vorbei an der Piéta, einer der schönsten Statuen von Michelangelo ging es zu den aufgebahrten, heiliggesprochenen Päpsten ganz ins Zentrum unter die ebenfalls von Michelangelo geschaffene Kuppel des Petersdoms. Vor dem Papstaltar und dem ehrfürchtigen Baldachin von Bernini kam dann Frowin zu uns mit der Frage, ob wir ein Lied singen würden. Was für eine Frage! Frowin besprach sich dann mit dem anwesenden Sicherheitspersonal und kam mit der Botschaft zurück, dass dies genehmigt sei. Wir konnten kaum fassen, dass wir an diesem Ort tatsächlich spontan ein Lied singen durften. Mit einer gewissen Anspannung stellten wir uns mitten in der grössten Kirche der Welt und René gab uns den Ton für den Beichle Jutz. Angefangen mit den seidenweichen Tönen unserer Jodlerinnen und mit einem bestimmten Einsatz des Chors liessen wir die Luft mit den Harmonien schwingen, so dass die Klänge in die hintersten Ecken der Basilika gelangten. Um uns bildete sich bald einer grosse Schar von Touristen, welche uns mit ihren Handys filmten. Nur die Stille nach unserem Lied irritierte leicht, da zwar ganz viele Menschen uns zuhörten, aber sich niemand getraute, zu applaudieren. Aber davon liessen sich unsere Jodlerinnen nicht beirren und rückten gleich noch mit ihrer Terzett-Formation an und gaben «Wuche» von Jürg Röthlisberger zum Besten. Eigentlich erst in diesem Moment, als wir im Petersdom gesungen haben, wurde mir bewusst, dass diese Reise eine ganz besondere werden wird. Und so führte uns Frowin noch durch die Unterkirche, wo wir das Grab des Apostels Petrus und die Särge der «unheiligen» Päpste besichtigen konnten. Wieder am Tageslicht ging es dann schon in die Vorbereitungen für die Messe, wo wir einen geplanten Auftritt hatten.

Die Messe fand in der Chiesa di Santa Maria della Pietà statt, eine kleinere Kirche links vom Petersdom. Dort konnten wir uns auch einsingen und die Akustik war atemberaubend. Die Messe startete um 17 Uhr und wurde vom Wallisser Erzbischof Emil Tschirig geleitet, welcher wenige Tage später durch den Papst zum Kardinal ernannt wurde. An der Messe teilgenommen haben alle Gardisten, welche zu diesem Zeitpunkt nicht im Dienst standen und diese stand im Zeichen des heiligen Bruder Klaus von der Flüe, einem Schutzheiligen der Schweizer Gardisten. Diese Messe begleiteten wir mit «Heb Vertruiwe», «mit dym Säge», «Bergarve», «Summer-Juiz» und «Es Bärglerchind». Vor allem die Lieder der Jodlermesse gelangen besonders gut und untermalten die schöne Messe feierlich. Anschliessend waren wir zum Apéro bei der Schweizer Garde eingeladen. Im Kasernenhof wurde Wein, Bier und italienische Spezialitäten aufgetischt. In Anbetracht, dass noch ein römisches Abendessen vor uns stand, getraute sich niemand, herzhaft zuzugreifen und es schien, dass einige mit angezogener Handbremse vor den feinen Speisen harrten. Nach weiteren Ständchen im Hof mussten wir uns schon bald verabschieden, nur bei unseren Jodlerinnen war der Gedanke an das Abendessen kleiner als der Schwatz mit den jungen Gardisten. Sie würden später nachkommen, wir sollen doch mal gehen, haben sie gesagt. Sodann begab sich die Reisegruppe ohne die Jodlerinnen zum Restaurant L’Isola dell Pizza. Was hat uns Frowin wieder für eine Überraschung aufgetischt. Im vollen Restaurant, aussen mit tausenden Lichtern hell beleuchtet und auf den letzten Platz besetzt, war für uns im Innern ausreichend Platz reserviert. Der Eingangsbereich war wie ein Tante Emma-Laden gestaltet, reich verziert mit allerlei Spezialitäten, Süssigkeiten und farbenfrohen Dekorationen. Auch die anderen Räume im Restaurant waren überzogen mit Elementen aus der italienischen Bewegungskultur, sprich mit schön restaurierten Mofas, Modelautos, Blumen und was das Auge begehrte. Auch das Essen passte zur Szenerie. Ein grosses Vorspeisebuffet, serviert in unzähligen Schalen zum selber Schöpfen, wurde aufgetischt. Als Hauptgang gab es eine Pasta mit Steinpilzsauce, zum Dessert nochmals eine grosszügige Platte mit allerlei hausgemachten Kuchen, Torten und Konfekt. Dazu natürlich Kaffee, Grappa oder Limoncello und jede Menge Wein. Mir als Organisator wurde flau im Magen, als ich daran dachte, ob die Kalkulation von Frowin wohl stimmen würde. Die Jodlerinnen kamen dann tatsächlich auch noch zu uns, allerdings mussten sie auf die Vorspeise verzichten.

Nach diesem feinen Abendessen gingen die meisten zurück ins Hotel, andere nahmen noch einen Schlummi in einem der vielen Restaurants in der Gegend um unser Hotel.

Dienstag, 26. September 2023

Der heutige Tag würde ausserhalb von Rom stattfinden. Nochmals etwas früher versammelten wir uns vor dem Hotel zur Abfahrt mit dem eigenen Car. Zuerst genossen wir die abenteuerliche Fahrt quer durch das Zentrum von Rom in Richtung Süden, bis wir zu den Katakomben von San Calisto ankamen. Dort erlebten wir eine Führung in deutscher Sprache von Hans. Hans war ein wandelndes Lexikon und ein lebender Thesaurus, welcher für jedes Adjektiv sofort eine weiteres Synonym elegant in seine Sätze nachschieben konnte. Es schien, als würde er von einer unsichtbaren Tafel vor seiner Nase ablesen, denn Augenkontakt mit den Besuchern vermied er bewusst. In den unterirdischen Gängen wurden früher die römischen Christen begraben, darunter auch die ersten Päpste. Letztlich waren wir froh, als uns Hans wieder den Weg aus dem unübersichtlichen, engen und dunklen Labyrinth nach oben in die wunderbare Gartenanlage führte. Dort genossen wir zur Abwechslung mal einen Appenzeller (nicht der Käse, davon gibt es in Italien genug).

Weiter ging die Fahrt, natürlich wieder von unserem Chauffeur Beat Ludwig durchgeführt, den Berg hinauf zum Castel Gandolfo, die Sommerresidenz des Papstes. Da Papst Franziskus jedoch diese Tradition nicht mehr pflegt, wurde diese kurzerhand in ein wunderbares Museum umgewandelt und man kann Gewänder, Schuhe, Requisiten, Zimmer, Audienzräume bis hin zum Schlafzimmer des Papstes ansehen. Auch das gepanzerte Papamobil ist dort ausgestellt und weitere Fahrzeuge aus dem Fuhrpark des Vatikans. Sehr Eindrücklich waren die Audienzräume, eigentliche Paläste, welche mit goldenen Decken und edlen Marmorböden ausgestattet waren. Herrlich war auch die Terrasse mit Ausblick auf den Vulkansee, dessen Krater dicht bewaldet ist. Die Besichtigung des Museums konnte dank interaktivem Museumsführer jeder selbstständig erleben. Wer genug gesehen hatte, traf sich gleich auf der Piazza im malerischen Städtchen zum Apéro, wo Gebäck, Prosecco, Wein und Orangensaft bereitgestellt wurden. Vor der Kirche sangen wir spontan noch zwei Lieder, bevor es dann zum Mittagessen ging.

Im Gewölbekeller des Restaurants «Sor Capanna» wurde sogleich der Wein gereicht und ein Insalate Caprese stand bereit. Anschliessend gab es verschiedene Pizzen, welche nacheinander an den Tisch gebracht wurden. Man konnte essen, solange man wollte. Es gab zudem noch ein Tiramisu, welches nach Meinung von Martin eines der besten gewesen sei, was er je hatte. Nach dem Essen hatten wir eine Stunde Zeit, um ein Souvenir zu kaufen oder ein Eis zu essen. Danach ging die Fahrt mit dem Car weiter nach Nemi, welches für seine Erdbeeren und die daraus erstellten Likeurs und Desserts, aber auch für die Wurstprodukte bekannt ist. Die kleine Stadt liegt an einem steilen Hang und vom Dorfplatz sieht man das nahe Mittelmeer. Nach dem Einkauf und einem Restaurantbesuch ging es mit dem Car noch nach Frascati, wo wir den Abend ausklingen lassen wollten. Es war ja schon unser Schlussabend und es stand somit nochmals ein grosses Abendessen bevor. Wir hatten wirklich viel gegessen in diesen Tagen und Frowin hat uns bereits als gesättigte Gäste angemeldet, damit die Portionen nicht allzu gross ausfallen. Zuerst aber sangen wir noch auf dem Dorfplatz von Frascati zwei Lieder, wobei sich das dortige Publikum nicht besonders grosses Interesse an unserer Darbietung zeigte. Wir zogen dann zum Restaurant «La Cecchia Frasca», wo wir sogleich mit Wein und Salat empfangen wurden. Weiter gab es eine Pasta, Spinat, Bruscetti und geröstetes Brot. Als Hauptspeise wurde eine schmackhafte Fleischspeise gereicht, eine Art geschnetzeltes Rindfleisch. Als Dessert gab es nochmals ein Tiramisu, welches gemäss Martin dasjenige vom Mittag sogar noch leicht übertraf. Nur der Cafe erreichte leider nicht die gewünschte Qualität, was etwas bedauerlich war, hatten doch wegen mir mindestens drei Personen einen Kaffee bestellt um ihn mir zu geben. Zumindest die Schlafstörung der folgenden Nacht wäre somit geklärt.

So zogen wir dann gesättigt und zufrieden zu unserem Car, mit welchem uns Beat wieder komfortabel zum Hotel führte. Da der morgige Tag nochmals etwas früher begann, und deswegen sogar das Frühstückt vorgezogen werden musste, gingen alle müde ins Bett.

Mittwoch, 27. September 2023

Der letzte Tag stand ganz im Zeichen der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Wir wussten ja durch die Abklärungen von Toni bereits im Vorfeld, dass an der Audienz nicht gesungen werden kann. Es war natürlich Ehrensache, dass wir trotzdem mit unseren Trachten zur Audienz abmarschierten. Am Vorabend hat mir Frowin noch gesagt, dass die Audienz morgen eine ganz spezielle Sache werden wir. Was er damit gemeint hat, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst und ich habe seiner Aussage auch keine grössere Beachtung geschenkt, da bislang die ganze Reise eine ganz spezielle Sache war. So liefen wir also los, in der Meinung, ganz normale Besucher der Generalaudienz zu sein. Erst als wir dann in der Warteschlange zur Sicherheitskontrolle vor dem Petersplatz angekommen waren, sagte uns Frowin, dass er eine gute und eine schlechte Nachricht für uns habe. Die gute Nachricht sei diese, dass wir auf dem Platz ein bis zwei Lieder singen könnten. Die schlechte Nachricht sei, dass er uns keinen besonderen Zugang zum Petersplatz verschaffen konnte und wir wie alle Gäste anstehen müssten, was uns aber nicht viel ausmachte. Wir warteten gut eine Stunde, bis wir auf dem Petersplatz hinter der Sicherheitskontrolle ankamen. Wobei ein Problem gab es da ja noch, als der Metalldetektor bei mir plötzlich wild zu pfeifen begann. Da wurde mir bewusst, dass ich noch die Stimmgabel in der Hosentasche hatte und zeigte diese dem Sicherheitspersonal. Dieser erkannte uns vermutlich weder als Sänger noch die Gabel als Stimminstrument und wollte den Gegenstand unverzüglich sicherstellen. Als ich ihm die vibrierende Stimmgabel ans Ohr hielt, hat das auch nicht viel zur Klärung beigetragen. Erst als Frowin von der Problematik erfuhr, konnte er erfolgreich vermitteln und die Stimmgabel konnte auch auf den Petersplatz mitkommen.
Frowin wollte uns nun unsere Plätze zeigen und lief voran. Aber wo sollten wir auf diesem grossen Platz dann überhaupt singen? Und wer sollte uns da zuhören? Zudem war es laut und alle Leute sprachen, da die Audienz ja noch nicht begonnen hatte. Es war schon kurz vor neun Uhr und es sollte nicht mehr lange gehen, bis der Papst auf den Platz gefahren würde. Aber Frowin zog mit uns immer weiter nach vorne zum Petersdom, vorbei an alle den vielen Gästen, welche in quadratisch abgesperrten Bereichen ihren Platz eingenommen haben. Erst als sich der Platz zu einer steilen Rampe zu erheben erscheint, zeigte uns Frowin die Plätze. Wir waren in der vordersten Reihe des Platzes und für unsere Gruppe waren die Plätze abgezählt. Vor uns stand ein Stativ mit einem Mikrofon, welches etwa 2.50 Meter in die Höhe ragte. Irgendwie konnten wir uns immer noch nicht recht vorstellen, was da gerade geschieht. René sagte uns dann, mit welchem Lied wir anfangen würden, wobei es keine Minute verging, als Frowin uns aufforderte, jetzt zu singen denn der Papst sei soeben auf den Platz gefahren worden. Tatsächlich sahen wir dann im Augenwinkel das Papamobil (eine Mercedes G-Klasse ohne Dach), begleitet von diversen Bodyguard, Kamerateams und Fotografen. Aber jetzt mussten wir singen und René gab uns den Ton an und die Jodlerinnen begannen mit dem «Summer-Juiz». Wir standen in vier Reihen hintereinander und wir hörten uns einander kaum, so laut war es auf dem Platz. Aber plötzlich änderte sich das schlagartig, als wir unsere Stimmen hinter uns auf dem Petersplatz über riesige Lautsprecher hörten. Was war das für ein Moment, als uns bewusst wurde, dass da eine hochprofessionelle Audioregie am Werk war und unsere Stimmen mit viel Hall auf den ganzen Platz übertragen wurde, als Intro für den eintreffenden Papst. Aber viel Zeit für Gedanken blieb nicht, denn es war uns klar, dass es in dieser Situation keine Fehler mehr verträgt und uns x-tausend Zuschauer zuhören. Also konzentrierten wir uns auf unseren Vortrag und gaben alles, was wir bislang geübt und gelernt hatten, zu unserem Besten. Nachdem wir das erste Stück «Mit dym Säge» vortragen konnte, spielte der zweite Chor, welcher neben uns Platz genommen hatte, ein klassisches Lied, worauf wir dann mit dem «Summer-Juiz» weiterfuhren, alles jeweils auf die Zeichengebung des «Zeremonienmeisters», welcher uns jeweils die Anweisung gab, zu singen. Zwischenzeitlich bekamen wir dann den Papst auch etwas näher zu sehen, fuhr das Papamobil doch gleich einige Meter hinter uns über den Platz, aber da kam auch schon der Einsatz für ein weiteres Lied. Dafür hat sich das «Schwöschterzett Michels» aufgestellt und der Audioregiseur drehte die Lautstärke noch ein wenig höher für den Vortrag «Wulche» von Jürg Röthlisberger, das Lied das die drei Jodlerinnen schon im Petersdom gesungen haben. Aber auf diesem Platz und mit diesem Publikum klang dieser Vortrag noch viel besser und der Hall wollte gar nicht mehr aufhören, als die Jodlerinnen schon lange ausgesetzt hatten. Es klang wie ein Traum und wirkte irgendwie surreal mit der Kulisse vor uns, der riesigen Fassade des Petersdom welche die übergrossen Statuen der 12 Apostel schmückte.

Als wir dann noch ein letztes Stück vortragen konnten, fuhr der Papst mit seinem Papamobil die mit Stufen belegte Rampe zum Vorplatz hinauf, wo eine gedeckte Bühne und ein prunkvoller Sessel stand. Dort setzte sich der Papst dann hin und die Audienz begann offiziell, wobei verschiedene Gruppen gegrüsst wurden und eine kurze Predigt in verschiedenen Sprachen verlesen wurde. Zwischendurch verlies der Papst einige auf Papier geschriebene Sätze, wobei das meiste natürlich in einer anderen Sprache und schwer verständlich gesprochen wurde. Nach etwa knapp einer Stunde war die Audienz dann auch ohne grosse Worte vorbei und der Papst empfing die Kardinäle und Bischöfe oben auf dem Platz und war dann für uns bald ausser Sichtweite.

Wir wollten uns schon bereit zum Abmarsch machen, kam Frowin zu uns und sagte, dass die Sängerinnen und Sänger mit ihm mitkommen sollten. Wir fragten uns, was Frowin nun jetzt wieder eingefädelt hat, fragten aber nicht weiter nach, denn ziemlich schnell ging der Weg ganz nach oben, wo der Papst vorhin gesessen hat. Hindurch durch diverse Abschrankungen standen wir plötzlich auf der letzten Treppe vor dem Dom und konnten den ganzen Platz erblicken, den wir vorher aufgrund der tieferen Sitzposition nicht einsehen konnten. Dort begrüsste der Papst sämtliche Anwesenden und schnell wurde klar, dass der Papst auch noch zu uns kommen wird. Zwar als letzte Gruppe, aber das war uns egal. Es zeichnete sich ab, dass dies noch einige Minuten dauern konnte, weshalb wir uns mit den anderen Chören, welche ebenfalls ober empfangen wurde, abwechselnd Lieder vorsangen. Es war eine lockere und entspannte Atmosphäre, obschon wohl jeder etwas nervös war, in Anbetracht des baldigen hohen Besuches. Offensichtlich hatten die anderen Chöre gewusst, was sie erwartet, denn diese überreichten dem Papst ein kleines Geschenk, aber wir kamen mit leeren Händen, denn damit hatte wirklich niemand gerechnet. Aber das Geschenk wurde jeweils sehr schnell von seinen Sicherheitsleuten weggebracht und es ist zu bezweifeln, dass der Papst es je von der Nähe zu Gesicht bekam. Schliesslich kam der Papst dann zu uns, bzw. er war im Rollstuhl und wurde von seiner Entourage zu uns geführt. Beat, Toni und René konnten ihm die Hand reichen und die Jodlerinnen wurden gefragt, woher wir kämen. Als wir Schweiz sagte, sagte der Papst in deutschen Worten: «Beten Sie für mich». Worauf Toni in italienischer Sprache antwortete: «Wenn Sie auch für uns beten». Dann gab es noch ein Gruppenfoto, natürlich vom Fotografen des Vatikanischen Fotodienstes und der Papst verabschiedete sich von uns. Sogleich kamen dann auch die Sicherheitsleute und zeigten uns den Ausgang, wo uns Frowin wieder in Empfang nehmen durften.

Nach dem Rückmarsch in unser Hotel war es bereits Zeit, die Rückreise in Angriff zu nehmen uns von Rom und seinen Menschen, insbesondere Frowin Bachmann, Abschied zu nehmen. Ein grosses Dankeschön geht daher an den Organisator unserer Reise, welcher uns unvergessene Momente bescheren konnte. Ein Auftritt an der Messe mit den Schweizer Gardisten, ein Spontanauftritt im Petersdom und natürlich den Auftritt an der Generalaudienz mit anschliessendem Treffen des Papstes hat uns Frowin Bachmann ermöglicht. Das waren Höhepunkte, die wir niemals erwartet hätten und die Reise wäre auch ohne diese Höhepunkte eine bestens organisierte Städtetour mit feinem Essen, gutem Wein und bestmöglicher Organisation.

Besten Dank nochmals an Frowin!